Über MODELL – ein Interview mit Herausgeberin und Künstlerin Anna Mieves
15-03-2022 / Die Redaktion
( R ) Hey Anna, 2021 hast du ein neues Projekt gestartet. Es heißt MODELL. Was verbirgt sich hinter dem Namen?
( A ) MODELL ist eine Reihe von Heften, die als Abo vertrieben werden. Jedes Heft wurde von einer Künstlerin produziert. Ich wollte einen Raum schaffen für Dinge, die sich am Rande der künstlerischen Produktion sammeln. Materialabschnitte, maßstäbliche Modelle, Ideen, die in Prozessen an- und abfallen. Ein Format für das Beiwerk. Es ist tatsächlich sehr schön, wie unterschiedlich sich das in den einzelnen Ausgaben zeigt. Formal lehnt sich MODELL ans Fanzine an, alle Ausgaben sind schwarz/weiß, A5 und Offset gedruckt.
( R ) Fanzines sind ja normalerweise schnell im Laserprint gedruckt oder im Riso, warum hier im Offset?
( A ) Es ist ein Hybrid aus verschiedenen Dingen und sehr stark den letzten Jahren, der Zeit der Ersatzformate, geschuldet. Ich wollte nicht noch was mit digital machen, nicht noch eine Oberfläche, an der man abrutscht. Die Farbe sollte ins Papier gehen. Das war mir wichtig und dann die Kosten möglichst niedrig zu halten, um den Großteil der Einnahmen als Honorare zu verwenden und die nächste Reihe zu finanzieren. Ich fand den Gedanken gut, über das Format der Hefte den Prozess honorieren zu können. Dafür braucht es natürlich sehr viele AbonnentInnen. Wie „fanzinig“ oder nicht das am End aussieht, finde ich nicht so wichtig. Ich verwende den Begriff vielleicht eher um sowas wie eine Handlichkeit und Geschwindigkeit zu beschreiben.
Und natürlich zielt das ganze Projekt auf einen recht engen Kreis. Fans. Es braucht Fans aus den eigenen Reihen.
( R ) Der Fankreis baut dann im Grunde auch auf deiner Auswahl auf.
Welche Künstlerinnen hast du eingeladen und gab es für deine Auswahl bestimmte Kriterien?
( A ) Ich hab das erste Heft gemacht und dann 5 weitere Künstlerinnen aus Hamburg eingeladen: Anna Grath, Verena Schöttmer, Lulu MacDonald, Franziska Opel und Angela Anzi.
Ich habe die 5 gefragt, vor allem, weil ich ihren Umgang mit Material interessant finde. Die müssten doch einen interessanten Abfall haben, in ihrem Arbeitsprozess… dachte ich und hatte recht: Es gibt eine sehr schöne Sammlung von Piktogrammen, die die Arbeitsweise einer der Künstlerinnen illustriert. Es gibt einen verfremdeten Katalog, bei dem das Produkt sowohl grafisches Element als auch ikonisches Zeichen ist, also eine maximale Differenz inhaltlicher Aufladung in sich trägt. Es gibt ein Heft über Kohl und andere, in die Abbildungen und Skizzen aus dem Arbeitsprozess eingeflossen sind, in denen es um Verbindungen geht, ums Suchen, ums Scheitern, Lösen.
Der Titel der Reihe, MODELL, steht dabei wie eine Frage über allen Sammlungen und Erzählungen: die nach dem inhärenten Prinzip, nach dem Maßstab, den Bezugspunkten.
( R ) Man könnte also sagen die Hefte haben sich organisch aus dem Schaffen der jeweiligen Künstlerinnen entwickelt. Wobei ein paar Komponenten immer gleich bleiben – Format, Umfang, Titel, Papier und Bindung. Ist dir das sehr wichtig? Oder kannst du dir auch mal ein „großes“ und buntes Modellheft vorstellen?
( A ) Man muss, glaube ich, bestimmte Dinge erstmal durchhalten um eine Reihe als solche zu etablieren. Inhaltlich ist das Format sehr frei und wird auch unterschiedlich ausgelegt. Dadurch entsteht etwas, dass zwischen den Heften liegt und das mehr ist, als das einzelne Heft. Ein großes buntes Heft ist super. Machen wir nächstes Jahr!
( R ) Ja man muss durchhalten! Dann bleibt nur noch eine Frage – wie kann man die MODELLe erwerben, damit es weitergehen kann?
( A ) Das ist eine Frage, die kontrovers diskutiert wurde. Es ist so: Es gibt MODELL als Abo, und zwar nur als Reihe, keine Einzelhefte, und es ist auch nicht möglich, sie vorher anzusehen. Man kauft quasi eine Katze im Sack. Kein Mensch freut sich über Briefe im Postkasten, die man schon gelesen hat. Wir wollen also den Effekt erhalten, auf die Gefahr hin, dass es keiner kauft… Abonnieren kann man über die Website: modellmagazin.com
Ausserdem wird es immer mal wieder Veranstaltungen und Ausstellungen geben, die um das MODELL kreisen. Bei solchen Gelegenheiten gibt es alle Ausgaben von MODELL auch als eingeschweißtes Paket.
(Die nächste und erste findet am 23./24. April im Mikropol mit Alexander Rischer und Michel Buck statt.)
( R ) Danke Anna. Wir freuen uns drauf und sind gespannt!
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( A ) : Anna Mieves
( R ) : Redaktion Hartikel